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Мир профессии (на материале немецкого языка)

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nehmer braucht, seien der Glaube an die Idee sowie Ausdauer und soziale Kompetenz, erklärt Kleemann. Mit diesen Eigenschaften und der sehr guten Qualität ihrer Dienstleistung wollen es die beiden Hamburger in einigen Jahren schaffen, die beliebteste Firma in Norddeutschland zu sein, die professionelle Webseiten für kleine und mittlere Unternehmen erstellt. Die beiden Jungunternehmer arbeiten täglich daran, dass sie dieses Ziel auch wirklich erreichen.

Wilhelm Siemers

Karrierechancen

Gutes Benehmen im Beruf

Endlich geschafft! Deine Bewerbungsunterlagen und das Vorstellungsgespräch haben dem Chef gefallen. Du hast einen neuen Job. Deiner Karriere steht nichts mehr im Weg. Doch im Beruf warten viele neue Situationen auf dich. Denn für das Berufsleben und die Umgangsformen im Büro gelten andere Regeln als in der Universität. Hier findest du einige Tipps, wie du im Beruf gute Manieren zeigen kannst.

Ordnung

Es ist relativ einfach, beim neuen Chef Sympathie-Punkte zu sammeln: Den Schreibtisch und die Büroküche solltest du imme r aufgeräumt hinterlassen. Die Kollegen solltest du grüßen und dich für einen kleinen Gefallen be danken. Du selbst solltest auch hilfsbereit sein.

Gespräche

Kommunikation ist das A und О in der Geschäftswelt. Ohne sie geht nichts. Auch hier gilt, was überall selbstve rständlich ist: Stelle dich anderen Leuten sympathisch mit einem Lächeln auf den Lippen vor.

Anrede

Akademische Grade ab dem Doktortitel und höher werden bei der Anrede dem Namen vorangestellt (Frau Doktor Ludwig, Herr Professor Lehmann). Doppelnamen (Schmidt-Engelhardt) immer vollständig nennen, Ehrentitel und öffentliche Mandate ebenfalls (Herr Bürgermeis ter, Frau Ministerin).

Fragen

Wenn du neu in einer Firma bist und einiges nicht verstehst, dann erkundige dich ruhig bei deinen Kollegen. So kannst du Anfangsfehler vermeiden und gute Kontakte zu den Kollegen knüpfen.

Small Talk

Small Talk ist die hohe Kunst der Unterhaltung. Urlaub und Reisen, Beruf, Kunst o- der das Wetter sind Themen, über die du mit jedem plaudern kannst. Sei vorsichtig bei Themen wie Politik, Religion oder Partnerschaft.

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Bürokommunikation

Telefonieren, Briefe und E-Mails schreiben gehören zum Alltag im Büro. Hier könnte ein zu lockerer Ton mit den Geschäftspart.

Anrede, -n, die

wie man den Namen sagt, wenn man jmdn. anspricht

Bewerbungsunterlagen, die

Dokumente für den neuen Job

Gefallen, -, der

etw. Gutes, das man für andere tut

kundenorientiert

auf die Kunden konzentriert

missverstehen

falsch verstehen

Muss, das

das, was man tun muss

plaudern

reden, sich zwanglos unterhalten

Umgangsformen, die

Regeln für das Leben und Arbeiten mit anderen

Vorstellungsgespräch, -e, das

das Gespräch mit dem Chef für den neuen Job

E-Mail

Auch beim Kontakt über die elektronische Post gelten dieselben Regeln wie beim Verfassen eines Briefes. Korrekte Anrede und die Vermeidung von Fehlern sind ein Muss.

Telefon

Auch für das Telefongespräch gibt es Re geln: Wenn du jemanden anrufst, dann grüße und stelle dich vor. Falls du angerufen wirst, dann melde dich mit deinem Namen. Noch besser ist z.B.: «Guten Tag! Hier ist Vitamin de. Mein Name ist Wilhelm Siemers. Was kann ich für Sie tun?»

Geschichten aus dem Alltag und wahren Leben: http://benimm-coach.blog.de Wie wirke ich und meine Körpersprache: www.jobfitde/r/2842/koerpersprache.html Hier gibt es alles über korrekt e Umgangsformen: www.knigge.de

Ein Lexikon mit Verhaltensregeln: www.tu-chemnitz.de/phil/ebbw/bf/bf_eler- ning/3/index.html

Kleidung

T-Shirt, Leggings, Jeans und andere Freizeitkleidung haben im Büro nichts zu suchen. In kundenorientierten Berufen oder Führungsposition en gilt der Grundsatz: je konservativer, desto besser.

Zusammengestellt von Ann-Christin Doms

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Die Firmen können in der Regel aus einer Fülle guter Bewerber ihren „perfekten"
Mitarbeiter auswählen

Endlich arbeiten. Nach den letzten Prüfungen wollen viele junge Leute in Deutschland natürlich eines: so schnell wie möglich in den Beruf. Aber die Jobsuche ist nicht mehr so leicht.

Bereits seit 2000 steigt die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen kontinuierlich. Am stärksten betroffen sind Jugendliche unter 25 Jahren. Rund 16 Prozent von ihnen sind arbeitslos Insgesamt sind neun Prozent der deutschen Bevölkerung ohne Arbeit, das sind vier Millionen Menschen. Hochschulabsolventen haben zwar noch die besten Chancen, eine gute

Stelle zu finden, aber auch sie bekommen die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt zu spüren. Besonders Studenten der Geisteswissenschaften haben es schwer. Wirtschaftsund Naturwissenschaftler finden dagegen schneller einen Arbeitsplatz. Generell herrscht in Deutschland ein «Arbeitgebermarkt», das heißt, dass die Firmen in der Regel aus einer Fülle guter Bewerber ihren «perfekten» Mitarbeiter auswählen können. Immer spezialisierter sollen junge Leute sein, Fremdsprachen sind ein Muss und Praxiserfahrung wird sowieso erwartet.

Schwierige Jobsuche

Den ersten Stolperstein bilden bereits die Bewerbungsunterlagen. «Meine Bewerbungsmappe kam gut an, so hatte ich das Glüc k, dass ich relativ häufig zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wurde». Studium suchte die 26-jährige Juristin zehn Monate nach dem ersten Job. Grundsätzlich gilt: Die Bewerbungsmappe ist die Visitenkarte. Wichtig ist ein ansprechender Lebenslauf (lest dazu unsere Tipps in Vitamin de 28) und ein überzeugendes Motivationsschrei ben. Vom Vorstellungsgespräch berichtet Kerstin: «Das lief meistens gut. Wenn die Entscheidung dann trotzdem gegen mich ausfiel, lag es daran, dass es jemanden gab, der in dem Gebiet mehr Praxiserfahrung hatte». In anderen Fällen habe sie selbst während des Gesprächs erkannt, dass die Stelle nicht zu ihr passe. Gegen Frust half der jungen Juristin ein Nebenjob, mit dem sie sich während der gesamten Bewerbungsphase finanziell über Wasser hielt . «Dazu Sport und gute Gespräche mit Freunden und der Familie und, so hart das war, bei einer Absage anrufen und fragen, woran es gelegen hat. Nur so geht es weiter», rät sie.

Generation Praktikum

Immer beliebter wird bei Arbeitgebern die Besetzung von Praktikumsstellen. So können Firmen potentielle Bewerber erst einmal für wenig Geld austesten. Und nicht selten ist ein Praktikum auch wirklich ein Türöffner. In den letzten Jahren wurde die Lage von vielen deutschen Unternehmen allerdings so ausgenutzt, dass man bereits von der «Generation Praktikum» spricht. Das sind junge, qualifizierte Leute, die sich von einem Praktikum zum anderen hangeln. Trotz aller Schwierigkeiten, verbiegen wollen sich die meisten von ihnen nicht «Die beste Lektion, die ich bei der Jobsuche gelernt habe:

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Lieber auf einen Job warten der wirklich zu einem passt als zu schnell einen Kompromiss eingehen

Lieber auf einen Job warten, der wirklich zu einem passt, als aus Angst vor weiteren Absagen zu schnell einen Kompromiss einzugehen», meint Kerstin.

Andere versuchen Sicherheit und persönliche Verwirklichung zusammen zu bringen. Andreas Pfeil, 28, ist Wirtschaftswissenschaftler. Er entschied sich bereits nach dem zweiten Vorstellungsgespräch. «Vielleicht hätte sich danach noch etwas Besseres oder Spannenderes ergeben, aber das war mir in der damaligen Situation Ende 2002 zu riskant», erinnert er sich. Unglücklich ist er deshalb nicht, nur sein Traumjob, das ist seine Stelle als Unternehmensberater für Banken und Versicherungen eben nicht. «Ein Freund von mir hat das anders gemacht, hat sich 1,5 Jahre mit Praktika durchgeschlagen um dann schlussendlich seine Traumstelle zu finden, in Prag.» Auch das ist nichts Ungewöhnliches . Viele junge Deutsche zieht es auf Grund mangelnder Perspektiven in Deutschland ins Ausland, in die Länder der EU, nach Kanada oder in die GUS.

Diana Püplichhuysen

Traumjobs sind ganz selten

«Ich habe insgesamt fünfzig Bewerbungen geschrieben, um einen Ausbildungsplatz als Bürokauffrau zu bekommen», erzählt Nicole С (19). Kaufmännische Berufe sind für viele Jugendliche die Traumberufe. Auf dem Land aber fehlen Lehrstellen im Handel, bei Banken und Versicherungen. Deshalb war Nicole auch sehr froh, als sie eine Zusage von einer Firma aus der nächsten Großstadt erhielt. Jeden Morgen stand sie um vier Uhr auf und fuhr mitdem Zug zur Arbeit in die Stadt. «Abends war ich zu müde, um noch etwas mit meinen Freunden zu unternehmen», berichtet Nicole. Das Arbeitsklima in der städtischen Firma war schlecht. Als Lehrling vom Land fühlte sie sich nicht akzeptiert. Ihre Kollegen empfand sie als arrogant. «Sie waren stets nach der neuesten Mode gekleidet. Das hat mich nicht interessiert». Nach zwei Jahren hielt sie es im Betrieb nicht mehr aus. Sie nahm ihren Mut zusammen und brach ihre Lehre ab. Nicole hatte Glück. Sie bekam sofort einen neuen Ausbildungsplatz, nur wenige Kilometer von ihrem Heimatort entfernt.

Meinungen

Maria Aßhauer

(25, Kommunikationswissenschaftlerin aus Münster)

Einen besseren Übergang vom St udium in den Beruf hätte ich mir gar nicht wünschen können, denn es gab eigentlich keinen: Ich hatte Glück und schon vor me inem Abschluss einen festen Job. Das hat mich vor der Sorge bewahrt, ob ich als Geisteswissenschaftlerin nach meinem Studium überhaupt eine Stelle finde. Wie es geklappt hat? Durch ein Praktikum und

anschließende freie Mitarbeit in der Presseabteilung eines Unternehmens. So hatte ich bereits «den Fuß in der Tür». Als dann ei n Volontariat frei wurde, hatte ich gegenüber meinen Mitbewerbern den Vorteil, das Unternehmen bereits zu kennen. Praktika machen sich also bezahlt. Allerdings: Ich glaube schon, dass man aus dem normalen «Bewerbungshorror» nach dem Studium so einiges für sein Leben lernen kann.

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Andreas Pfeil

(28, Wirtschaftswissenschaftler aus Stuttgart) Ich habe mich schon nach den ersten zwei Bewerbungsgesprächen entschieden. Eventuell hätte sich später noch etwas Interessanteres oder Besseres ergeben, aber in der damaligen Situation Ende 2002 wollte ich nichts riskieren. So bin ich da gelandet, wo ich jetzt bin: bei einer Unternehmensberatung im Bereich Banken und Versicherungen. Das ist natürlich kein schlechter

Job, aber es hätte auch noch besser kommen können. Dazu muss man natürlich ergänzen, dass ich ja Wirtschaftswissenschaften studiert habe und da sind die Chancen auf einen guten Job immer noch recht hoch.

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Kerstin Voss

(26, Juristin aus Hamburg)

Die Jobsuche hatte ihre «Aufs und Abs». Ich hatte das Glück, dass ich relativ häufig zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wurde, so dass ich wenigstens die Rückmeldung bekam, dass meine Unterlagen gut waren und ich in den Gesprächen gut rüber kam. Wenn die Entscheidung dann gegen mich ausfiel,

lag es daran, dass es jemanden gab, der in dem Gebiet mehr Praxiserfahrung hatte. Manchmal habe ich im Gesprächs auch selbst den Eindruck gewonnen, dass die Stelle nicht zu mir passt, ich überoder unte rfordert sein würde.

Unabhängig sein

Die eigene Firma gründen

Stephan Haensch arbeitet seit sechs Jahren als Geschäftsf ührer seiner eigenen Firma «Haensch Qualitätsentwicklung GmbH». Anfa ngen hat er mit Seminaren für kleine und mittelständische Unternehmen. Jetzt biet et er eine komplette Beratung und Weiterbildung für Manager und Auditoren an. Anfangs musste er um Kunden kämpfen. Jetzt kommen sie selbst zu ihm.

Abfallentsorgung, die

Beseitigung und/oder Verwertung von Abfällen

auf die Beine stellen

etw. gründen, beginnen

ausbleiben

hier: nicht kommen, nicht eintreten

Beratungsdienstleistung, -en, die

kostenpflichtige Konsultationen

ein Renner sein

sehr populär sein

Engagement, -s, das

sich aktiv für etw. einsetzen

expandieren

größer werden, sich ausbreiten

gestehen

bekennen, aussagen, zugeben

Herausforderung, -en, die

eine schwierige Aufgabe

im Kommen sein

beliebter werden

kleine und mittelständische Unternehmen

kleine und mittelgroße Firmen

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kundenorientiert

auf die Kunden konzentriert

Leistung, -en, die

hier: die eigene Arbeitskraft

Oberfranke, -n, der

ein Einwohner aus Oberfranken im Bundesland Bayern

profitabel

einträglich, lukrativ, rentabel, lohnend

unentbehrlich

notwendig; etw., das man unbedingt braucht

verlässlich

etw., das sicher ist

Vertrieb, der

Absatz, Handel, Verkauf eines Produktes

Aller Anfang ist schwer. Für den 37jährigen Stephan Haensch war es nicht einfach, sein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen. In Haenschs Familie hat Unternehmertum Tradition. Sein Vater war Geschäftsmann. «Von Kindheit an wollte ich meine eigene Firma gründen. Mir gefällt es nicht, von anderen Leuten abhängig zu sein», sagt der junge Unternehmer. Die «Haensch Qualitätsentwicklung GmbH» bietet anderen Firmen Beratungsdienstleistungen in vier Bereichen an: Qualitätsmanagement, Umweltmanagement, Strategieentwicklung und Abfallentsorgung. Stephan Haensch ist Oberfranke und wurde in Forchheim geboren. In Frankfurt (Oder) studierte er Wirtschaft und arbeitete drei Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Eu- ropa-Universität Viadrina. Seine Hochschule hat eine Partnerschaft mit der Staatlichen Gorkij-Universität in Jekaterinburg. Dort lernte Haensch den russischen Geschäftsmann Oleg Pojlow kennen. Bei einem Gläschen Wodka entstand die Idee, das deutschrussische Unternehmen «Haensch Qualitätsentwicklung GmbH» zu gründen.

Doch nicht alles lief gleich glatt. Anfangs steckte Haensch sehr viel Geld in die Werbung für seine Firma. Der Erfolg lieb jedoch aus.

Dann verstand der Unternehmer, wie das Geschäft funktioniert: Nicht nur das Produkt muss super sein, sondern der Vertrieb des Produktes muss sehr gut funktionieren. «Meine ersten Kunden habe ich

durch Zufall im Internet gewonnen», gesteht der Unternehmensberater. Jetzt sagt er, dass Leistung selbst nur zehn Prozent vom Erfolg ausmacht. Das Übrige sei der Vertrieb. Man müsse kundenorientiert arbeiten und nicht unbedingt das allerbeste Produkt anbieten, erklärt Haensch.

Seine Dienstleistungen werden nicht nur in Deutschland, sondern auch in Russland verkauft. Die deutsche Firmenzentrale hat ihren Sitz in Berlin, die russische in Jekaterinburg. Insbesondere deutsche Unternehmen, die auf dem russischem Markt expandieren wollen, werden von Haensch beraten. Auch nach Deutschland expandierende russische Firmen bekommen von ihm wichtige Tipps. So werden Kontakte vermittelt, aus denen eine langfristige und partnerschaftliche Zusammenarbeit entstehen kann. Für ein Unternehmen, das erfolgreich sein will, sind solche Beziehungen unentbehrlich. «Wir beraten die Unternehmen und helfen ihnen den Arbeitsprozess effektiver zu gestalten, damit sie profitabler werden», sagt der Geschäftsführer.

Qualitätsmanagement ist momentan ein Renner. Der Markt dafür ist groß. Damit verdient Haenschs Unternehmen das meiste Geld. Umweltmanagement und Abfallentsorgung sind zurzeit im Kommen. Auf Grund seiner Erfahrungen kann Stephan Haensch jungen Leuten nur empfehlen, Unternehmer zu werden. «Ich bin der Meinung, dass die Grün-

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dung eines eigenen Unternehmens bereits ein hohes gesellschaftspolitisches Engagement darstellt, das Deutschland braucht», erklärt Haensch. Als Unternehmer ist man unabhängig und selber verantwortlich für die Entwicklung der eigenen Firma. Man wächst an seinen Herausforderungen und die Fähigkeit,

Auf einmal macht es klick

Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, wächst dabei mit. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen schaffen auf diese Weise Arbeitsplätze und erzielen ein verlässliches Wachstum.

Olga Zasukhina

Der 18-jährige Lars Windhorst Deutschlands jüngster Konzernchef, über seinen Aufstieg.

Spiegel: Herr Windhorst, Sie sind gerade volljährig geworden und fuhren eine Firma, die mit Elektronik, Rohstoffen und Dienstleistungen weltweit Millionen umsetzt. Sehen Sie sich als Wunderkind?

Windhorst: Ich find' mich eigentlich ganz normal. Es gibt Gleichaltrige, die kommen bei «Jugend forscht» groß raus. Andere haben ein fantastisches Gefühl für den Tennisball. Ich habe eben einen besonderen Instinkt für Wirtscha ft. Ich erfinde keine neuen Software-Programme wie die Computercracks, ich finde Geschäftsmöglichkeiten. Man muss ja nur die Zeitung aufschlagen, um zu erkennen, dass Asien zur Zeit ein toller Markt ist.

Spiegel: Andere lesen auch Zeitung und sind dennoch keine Erfolgsunternehmer. Was unterscheidet Sie von Jugendlichen Ihres Alters? Windhorst: Bei mir formt sich im Kopf in ganz kurzer Zeit ein Gebilde aus Informationen und Ideen. Auf einmal macht es klick, und ich weiß plötzlich:

Das ist es, das bringt Geld. Dann setze ich mich hin und skizziere ein Konzept, wie ich mir die Entwicklung vorstelle, welche Kunden wir angehen, wie die Werbung aussehen soll. Letzten Monat sind wir zum Beispiel in den Ölhandel eingestiegen, der Bedarf an Schmierstoffen in China ist riesengroß. Die gesamte Schwerindustrie ist dort im Aufbau, aber bislang ist kaum ein Ölhändler vor Ort.

Spiegel: Das klingt so, als sei Marktwirtschaft ein Kinderspiel. Was kann ein jugendlicher Unternehmer, was die alten Bosse nicht können? Windhorst: Ich denke sehr viel pragmatischer als die meisten. Ich bin nicht üb er-akademisiert und sehe deshalb auch nicht Probleme, wo gar keine sind. Aufgrund meines Alters kann ich Leute auch direkter ansprechen, als das andere können . Ich bin spontaner, offener als die Älteren. Das kommt an.

Spiegel: Wann ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie offensichtlich eine besondere Begabung besitzen, gute Geschäfte zu erkennen? Windhorst: Ich habe mich schon als kleines Kind immer für Wirtscha ftsdinge interessiert. Zunächst habe ich was mit Dollars und Aktien gemacht, wollte mal o – sehen, wie das funktioniert. Dann habe ich mich im Chemiebereich versucht. ~ Das hat aber nicht geklappt.

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Spiegel: Woran lag's?

Windhorst: Ich hatte eine flüssige Zahnpasta en twickelt, aber die wollte keiner kaufen. Da war ich sieben oder acht Jahre alt. Mit zehn habe ich dann etwas intensiver das Börsengeschehen verfolgt und dort ein bisschen mitgemischt. Mit elf habe ich Software-Programme geschrieben und die dann verhökert, nachher habe ich mich auf den Hardware-Bereich verlegt.

Spiegel: Andere Jugendliche in Ihrem Alter bereiten sich gerade aufs Abitur vor. Haben Sie sich in der Schule so gelangweilt, dass Sie unbedingt eine Nebenbeschäftigung brauchten?

Windhorst: Der Kindergarten war echt langweilig, das war schlimm. Da konnte man lediglich mit Klötzche n bauen und mit Autos rumfahren. In der Schule hatte ich mehr Möglichkeiten, mich selbst zu unterhalten. Da habe ich mir das Handelsblatt1 mitgenommen und heimlich unter der Schulbank gelesen.

Spiegel: Wie haben die Klassenkameraden darauf reagiert, fanden die es nicht ziemlich großspurig?

Windhorst: Die haben gedacht: Der Junge spinnt. Die haben das für Show und natürlich auch für Angeberei gehalten. Da ha t keiner gesagt: «Klasse, kopier mir das mal, ich lese das auch».

Spiegel: Haben Sie nie das Gefühl gehabt, dass Sie möglicherweise über die Geschäftemacherei die Pubertät verpasst haben?

Windhorst: Das Wesentliche habe ich schon mitgemacht, nur eben komprimiert. Ich habe diese Zeit einfach in größerer Geschwin digkeit durchlaufen. Da wiederholt sich ja vieles, spätestens beim 21. Discobesuch kennt man das Schema.

Spiegel: Wann haben Sie angefangen, Ihr Nachmittagsgeschäft professionell zu betreiben?

Windhorst: Mit 14 habe ich aus Hongkong und China elektronische Bauteile für Computer importiert. Die Adressen hatte ich mir über di e Botschaft besorgt. Am Anfang musste ich alles komplett selber machen. Ich habe eingekauft, ich habe die Kisten gepackt, Kunden akquiriert, Nachschub geordert. Als das Geschäft einigermaßen lief, habe ich zwei Schüler dazugeholt für die Pack erei und Montage, so dass ich mich nur noch um den Vertrieb kümmern musste.

Spiegel: Die deutschen Banken gelten als besonders risikoscheu. Wie haben Sie Ihr Kleinunternehmen finanziert?

Windhorst: Das Startkapital von 5000 Mark hatte ich mir so mit NebenbeiGeschäften verdient, hinzu kam das Taschengeld von meinem Vater, und zu Weihnachten fiel ja auch immer was ab. Mit 16 musste ich mich dann allerdings entscheiden, ob ich in der Schule weitermachen oder aufhören wollte. Denn meine Zensuren waren ziemlich abgerutscht. Also habe ich mich um einen Kredit gekümmert, um mich selbständig zu machen.

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Spiegel: Und die Banken haben genickt und gezahlt?

Windhorst: Das war nicht so einfach. Wer wollte denn schon einem 16-Jährigen einen Kredit über 100 000 Mark geben? Die großen Banken haben alle abgelehnt, nur die Sparkasse hier in Rahden konnte ich schließlich überzeugen.

Aus: Der Spiegel Nr. 32/1996, S. 74–75

Bescheidenheit hilft im Berufsleben

Wer Karriere machen will, sollte als Berufsanfänger bescheiden sein. Eine Studie der Universität Bonn zeigt, dass Berufseinsteiger mehr Chancen haben, wenn sie bescheiden auftreten. So finden sie leichter einen Mentor, der sie unterstützt. Wichtig ist, dass sich Berufsanfänger aktiv einen Mentor suchen. So kommt man im Berufsleben voran. Wer schnell Kontakte knüpft und diese auch pflegt, findet schneller jemanden, der ihn unterstützt. Entscheiden für eine gute Beziehung zwischen Mentor und Protege ist, dass der Berufseinsteiger über eigene Fehler und Ängste redet. Berufsanfänger, die einen guten

Mentor gefunden haben, fühlen sich in ihrem Beruf zufriedener.

www.uni-bonn.de

Nur an die Karriere denken

Viel Geld, Macht und Ansehen – das verspricht man sich von einer steilen Karriere im Job. Dafür allerdings muss man üblicherw eise Kompromisse machen, Einsatzbereitschaft zeigen und eine Menge Zeit seines Lebens der Arbeit widmen. Viele junge Menschen sind dazu aber nicht mehr bereit. Freizeit, Partnerschaft und Familie sind vielen wichtiger als der berufliche Aufstieg.

Wann sind meine Arbeitsmarkt-Chancen optimal?

Je früher Sie eine Vorstell ung von Ihrer beruflichen Perspektive haben, umso zielstrebiger können Sie sie verfol gen – und umso besser sind Ihre Chancen, Ihr Ziel dann auch tatsächlich zu erreichen. Das heißt natür lich nicht, dass man schon im ersten Semester wissen muss, in welchem Bereich man später arbeiten will. Und schon gar nicht, dass man dann an seiner Berufsvorstellung stur festhalten sollte: Besser ist es, sie laufend zu überpr üfen und immer wieder anzupassen.

Wenn Sie Ihre Perspektive konsequent verfolgt und bereits während des Studiums Ihren Berufseinstieg vorbereitet haben – Praktika absolviert, in diesem Bereich Studentenjobs angenommen, Kontakte geknüpft, an Ihren Schlüsselund Zusatzqualifikationen gearbeitet, steht Ihrem Berufseinstieg nichts im Wege. Vorausgesetzt, Sie zeigen genügend Flexibilität.

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Gute Aussichten, eine Tätigkeit in dem von Ihnen anvisierten Bereich zu finden, haben Sie, wenn Sie die Bereitschaft zur räumlichen Mobilität mitbringen. Bei der hierarchischen Position sollten Sie ebenfalls flexibel sein: Sie werden hier zunächst vielleicht Abstriche machen müssen. Viele Hoch schulabsolventen finden erst einmal nur eine Stelle auf der Sachbearbeiter-Ebene. Eine ausbildungsinadäquate Beschäftigung birgt allerdings unter Umständen auch Risiken: Tätigkeiten, die zu weit von Ihrem originären Qualifikationsprofil entfernt liegen, können dequalifizierende Konsequenzen für Sie haben. Bei aller hier geforder ten Kompromissbereitschaft sollten Sie daher Ihren eigenen Wert realistisch einschätzen. Dabei mü ssen Sie selbstverständlich die spezifischen Branchengepflogenheiten berücksichtigen. Erste Berufserfahrungen prägen Ihr Qualifikationsniveau mindestens ebenso wie Ihr Studienabschluss oder absolvierte Praktika.

Auf ungesicherte Beschäftigungsverhältnisse wie befristete Verträge oder freie Mitarbeit mit Honorarverträgen und eine nicht gerade fürstliche Entlohnung sollten Sie sich in der Berufseinstiegsphase einstellen. Selbst Zeitarbeit hat im akademischen Bereich enorm zugenommen. Wenn die Alternative Arbeitslosigkeit heißt, sollten Sie sich dafür nicht zu schade sein – zumal es nicht selten vorkommt, dass Firmen zunächst nur geleaste Kräfte später dauerhaft einstellen.

Vor dem Hintergrund, dass Arbeit zunehmend in Form von Projekten organisiert und von nur temporär existierenden Teams erledigt wird, ist es nicht überraschend, dass in der Berufseinstiegsphase Werkverträge, befristete Arbeitsverhältnisse und Zeitarbeit selbstverständlich geworden sind. Wenn Sie sich engagieren und in dem Bereich gut sind, werden Sie bald bessere Bedingungen erreichen. Der Weg kann steinig sein, aber er ist durchaus passierbar.

Je mehr Praktika, umso besser?

Jeder Student, jede Studentin absolviert mittlerweile durchschnittlich 2,7 Praktika, berichtet die Hochschul-Informations-System GmbH (HIS). Die Botschaft, dass Praxiserfahrungen wichtig sind, ist an den Hochschulen angekommen. Insbesondere Geisteswissenschaftler bekommen häufig zu hören, dass man gar nicht genug Praktika machen kann. Wer z.B. in den Medienbereich will, sollte frühzeitig anfangen, durch Hospitationen, Praktika, freie Mitarbeit usw. Praxiserfahrung zu sammeln. Dabei kann es auch sinnvoll sein, die Praktika breiter zu streuen, um beispielsweise die unterschiedlichen Arbeitsweisen bei Presse und Rundfunk kennen zu lernen. Und vielleicht müssen Sie sich ja auch erst or ientieren, welche Tätigkeiten Ihnen wirklich liegen. Wer aber in seinem Lebenslauf sehr viele

Praktika auflistet, die keinerlei Linie erkennen lassen, erweckt den Eindruck, dass er nicht weiß, wo es langgehen soll, wirkt also wenig zielstrebig. Außerdem sollte natürlich das fachwissenschaftliche Studium nicht zu kurz kommen; auch im Studium werden schließlich Schlüsselqualifikation en vermittelt, und ohne fachliche Kompetenz geht ohnehin nichts.

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