Добавил:
Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:

книги / Technologie des Kali - und Steinsalzbergbaus

..pdf
Скачиваний:
1
Добавлен:
12.11.2023
Размер:
11.65 Mб
Скачать

4.

Die Ausrichtung und Vorrichtung

4.1.Aufschlußplanung

Da die Kaliund Steinsalzlagerstätten Mitteleuropas nicht nach über Tage ausstrei­ chen, sondern vielfach erst in Teufen von mehr als 1000 m angetroffen werden, unter­ scheiden sich die Planungsarbeiten für den Aufschluß neuer Lagerstättenteile wesent­ lich von denen anderer Bergbauzweige. Leider sind auf diesem Gebiet schon um die Jahrhundertwende Fehler gemacht worden, mit denen sich die heutige Generation auseinandersetzen muß. Die Aufschlußtätigkeit wird sich in der Perspektive der Kali­ industrie der DDR hauptsächlich auf solche Gebiete erstrecken, in denen in früheren Jahrzehnten bereits Salzschächte unter den Bedingungen des kapitalistischen Kon­ kurrenzkampfes abgeteuft und wieder stillgelegt wurden. Bei diesen Schächten sind in den meisten Fällen gewisse Anhaltspunkte hinsichtlich der Salzart und -qualität vorhanden. Die Kaliindustrie der DDR muß z. Z. 102 stillgelegte Schachtanlagen überwachen und zum Teil instandhalten. Von diesen 102 Anlagen sind 67 ersoffen und zum Teil mit Betonpfropfen versehen und abgedeckelt. 14 dieser 67 ersoffenen Anlagen sind unvollendete Abteufschächte. Die noch offenen, lufterfüllten, stillgelegten Schachtanlagen müssen ständig in einem guten Erhaltungszustand bleiben, da sie als Flankenschutz für in Betrieb befindliche Kaliwerke dienen müssen.

Beim Aufschluß eines neuen Grubenfeldes können vorhandene alte Schachtröhren nur selten für die neu in Aussicht genommene Fördertätigkeit benutzt werden. Die ständig fortschreitende Entwicklung der Technik hat dazu geführt, daß heute bei der Planung neuer Grubenbetriebe nach anderen Betriebskennziffern gearbeitet wird, als dies um die Jahrhundertwende in der Kaliindustrie üblich war.

4.1.1.Wahl des Scliachtansatzpunktcs

Wichtigster Teil eines jeden Grubengebäudes ist die Schachtröhre. Sie muß von allen Grubenbauen die längste Lebensdauer erreichen. Schon bei der Planung der Abteuf­ arbeiten muß deshalb diesem wichtigsten Ausrichtungsbau größte Sorgfalt gewidmet werden. Fehler, die im Salzbergbau bei der Wahl des Schachtansatzpunktes gemacht werden, lassen sich später während des Förderbetriebes nur schwer wieder ausgleichen. '

Vor Beginn des Abteufens müssen deshalb für die Wahl des Schachtansatzpunktes geklärt werden:

die Beschaffenheit der Deckgebirgsschichten sowie Form und Ausdehnung der Lager­ stätte,

die Verhältnisse an der Tagesoberfläche.

Die Untersuchung der Deckgebirgsschichten ist u. a. deshalb wichtig, weil z. B. im Staßfurter Gebiet mit Lauge angefüllte Hohlräume innerhalb des Gipshutes vorhan­ den sind. Damit der Kalihorizont schnell erreicht wird, soll der Schacht an Stelle ge­ ringer Deckgebirgsmächtigkeiten gesetzt werden.

Über Form und Ausdehnung der Lagerstätte müssen die ausgewerteten Tiefbohrer­ gebnisse hinreichend Aufschluß geben. Hierbei ist die Notwendigkeit des Stehen­ lassens von Schachtsicherheitspfeilern zu berücksichtigen. Mit zunehmender Teufe ver-

Bild 4/1. Rohsalzlnhalt

ln Schachtfllchorholtspfdlcrn bol geneigten Lagerstätten

(1) Deckgebirge, (2) Haupt­ anhydrit, (3) grauer Salzton,

(4) Kalilager, (5) älteres Steinsalz

größert sich die Grund­ fläche des Sicherheitspfeilers. Der innerhalb des Sicherheitspfeilers anstehende Lagerstät­ teninhalt gilt als Abbau­ verlust, d. h., er darf

nicht abgebaut werden und wird deshalb der volkswirtschaftlichen Nutzung ent­ zogen (Bild 4/1).

In Lagerstättenbezirken mit söhliger oder flachwelliger Ablagerung ist auch die Lage der Füllörter und des Schachtsumpfes von Bedeutung. Beide müssen eine Lebensdauer ei reichen, die der der Schachtröhre gleichkommt. Deshalb muß eine gute Standfestig­ keit garantiert sein. Man sollte bei söhligen Lagerstätten grundsätzlich versuchen, den Schacht bis in das liegende Steinsalz abzuteufen und auch das Füllort noch im Stein­ salz anzulegen.

Bei der Beurteilung der Verhältnisse an der Tagesoberfläche im Hinblick auf die Wahl des Schachtansatzpunktes sind zahlreiche Faktoren zu berücksichtigen. Es kommt darauf an, nicht nur die Schachtröhre mit dem Schachtgebäude selbst, sondern auch alle anderen notwendigen Tagesanlagen nach Möglichkeit von vornherein in ebenes Gelände zu legen. Erdarbeiten für.notwendige Planierungen sind kostspielig. Auch für evtl, spätere Vergrößerungen des neuen Werkes müssen entsprechende Aus­ dehnungsmöglichkeiten vorgesehen werden.

Ferner muß der Schachtansatzpunkt hochwasserfrei liegen. Es sind Fälle bekannt, bei denen Hauptförderschächte im Kalibergbau während plötzlich eingetretener Schneeschmelze im Frühjahr vorübergehend ersoffen sind. Die Hochwassergefahr muß außer bei der Schachtröhre auch bei allen sie umgebenden Gebäuden berück­ sichtigt werden, hauptsächlich beim Fördermaschinenhaus. Die entsprechenden Schutzmaßnahmen, wie z. B. der Bau von Schutzdämmen, Flußregulierungen oder künstliche Ufererhöhungen sind rechtzeitig vorzusehen.

Außerdem muß die jeweilige Verkehrslage in die Überlegungen einbezogen werden. Das für das Schachtabteufen notwendige Material wird am schnellsten und zweck­ mäßigsten in Eisenbahnwaggons antransportiert. Die unmittelbare Nähe einer Eisen­ bahnlinie ist deshalb für den zukünftigen Schachtansatzpunkt aus wirtschaftlichen Gründen erforderlich.

Auch sollte die Wohnlage der Bergarbeiter berücksichtigt werden. Nach Möglichkeit ist der Schachtansatzpunkt nicht zu weit von bestehenden Ortschaften zu entfernen, um den Anmarschweg der Belegschaft kurz zu halten und kostspielige, zeitraubende Omnibusoder Eisenbahnfahrten auszuschalten.

4.2.Besonderheiten beim Abteufen von Schächten in Salzlagerstätten

Im Kaliund Steinsalzbergbau treten beim Schachtabteufen besondere Schwierig­ keiten auf, wenn in den Deckgebirgsschichten Wasserzuflüsse zu erwarten sind. Diese Gefahr zwingt den Salzbergmann, beim Schachtabteufen die Sicherheit in den Vorder­ grund zu stellen und möglichst risikolos zu arbeiten, und zwar auch dann, wenn finanzi­ elle bzw. zeitliche Nachteile in Kauf genommen werden müssen. Aus der Geschichte des deutschen Salzbergbaues sind 29 Fälle bekannt, in denen Schächte beim Abteu­ fen ersoffen sind.

In den oberen Gebirgsschichten ist der Buntsandstein an sich gutartig. Nur die im Liegenden des Buntsandsteines vorhandenen Rogensteinbänke sind wegen ihrer teil­ weise starken Wasserzuflüsse (2 bis 5 m3/min) gefürchtet. Im östlichen Südharz haben mehrere Schächte durch Wasserzuflüsse aus den Rogensteinen erhebliche Schwierig­ keiten beim Abteufen überwinden müssen.

Im Werragebiet erschwert der Plattendolomit die Abteufarbeiten. Der klüftige, im Durchschnitt 25 m mächtige Dolomit mit hohem Porenvolumen hat an vielen. Stellen sehr starke Wasserzuflüsse ergeben. Der Schacht Buttlar südwestlich Stadtlengsfeld ist beim Abteufen wegen eines Zuflusses von etwa 60 m3/min ersoffen.

Im Gebiet um Staßfurt und Aschersleben bestanden in den ersten Jahren des Kali­ bergbaus die größten Schwierigkeiten beim Durchteufen des Gipshutes, wenn man wasserführende Schlotten anbohrte. Nicht in allen Fällen gelang es, die großen Wassermengen abzupumpen.

Wenn innerhalb des eigentlichen Salzgebirges das jüngere Steinsalz trocken er­ reicht worden ist, kann ein Abteufschacht im allgemeinen als gelungen und ge­ sichert gelten.

Die Abteufarbeit im Steinsalz bereitet keine Schwierigkeiten und ist bei Anwendung moderner Technik und gut durchdachter Arbeitsorganisation mit großen Abteuffort­ schritten möglich.

Die genannten Schwierigkeiten in den Deckgebirgsschichten haben aber in den ver­ gangenen Jahrzehnten zu großem Kapitalaufwand gezwungen, weil z. T. sehr lange Abteufzeiten erforderlich waren. Der Mecklenburgische Schacht Jessenitz benötigte 15 Jahre, der Schacht Hansa im Hannoverschen Gebiet 12 Jahre und zahlreiche an­ dere Schächte 5 bis 10 Jahre bis zum Erreichen der Endteufe (sämtliche Teufen, zwischen 500 und 750 m).

4.2.1.Schaclitdurchmcsser

Fast alle in Betrieb befindlichen Förderund Wetterschächte des Kaliund Stein­ salzbergbaus haben einen für moderne Verhältnisse viel zu geringen Schachtdurch­ messer. Unter Berücksichtigung der zur Abteufzeit am Ende des vorigen Jahrhunderts vorhandenen Bedingungen waren die damaligen Durchmesser allerdings ausreichend.

In den Jahren zwischen den Kriegen hat der wiedererstarkte deutsche Kapitalismus eine bewußte Betriebskonzentration durchgeführt. Diese hat zu einer wesentlichen Fördersteigerung in nur wenigen Betrieben geführt. In diesen Gruben wurden die Schachtröhren stark belastet.

Wenn man auch technisch in der Lage ist, z. B. durch Umbau einer Gestellin eine Gefäßförderung, die reine Förderkapazität des Schachtes zu erhöhen, so ergeben sich daraus auch Nachteile. Jede Fördersteigerung bringt die Notwendigkeit einer Erhö­ hung der Wettermengen mit sich. Die Schachtröhre ist aber der Grubenbau, der die

höchsten Wetterwiderstände erzeugt. Schächte mit zu kleinen Durchmessern bieten deshalb der Bewetterung flächenmäßig großer Grubenfelder erhebliche Schwierig­ keiten. Zur Zeit existiert in der Kaliindustrie ein einziger Förderschacht mit einem Durchmesser von 6 m. Alle anderen Schächte müssen mit kleineren Querschnitten auskommen. Da vielfach die Schachtröhren neben den Förderaufgaben und der Wetter­ führung auch noch dem verstärkten Materialtransport und dem Spülversatz dienen müssen, sind diese vielgestaltigen Aufgaben nur mit erheblichen Schwierigkeiten zu lösen. Für die Zukunft ist deshalb zu fordern, daß beim Abteufen neuer Schächte im Salzbergbau im Interesse eines späteren reibungslosen Betriebes der gesamten Grube nicht durch Wahl eines zu engen Schachtquerschnittes an der falschen Stelle gespart wird. Bei den Planungsarbeiten für neue Kaliwerke müssen Schachtröhren mit einem Minimaldurchmesser von 7 m gefordert werden. Das ergibt unter Berücksichtigung der notwendigen Schachtausbauarbeiten einen Ausbruchquerschnitt von mindestens 8,80 m.

4.2.2.Wahl der Abtcufmctliodc

Von den zahlreichen bekannten und in der „Allgemeinen Bergbaukunde“ ausführlich beschriebenen Abteufmethoden sind für einen modernen Schacht des Kalioder Stein­ salzbergbaues nur das Gefrier- bzw. Tiefkälteverfahren oder das Zementierverfahren ge­ eignet. Alle anderen Abteufmethoden, wie z. B. das Honigmann-Verfahren, das KindChaudronoder das ohnehin nur für geringe Teufen mögliche Senkschachtverfahren, bieten keine Gewähr für das Gelingen des Teufens eines Salzschachtes, wenn einzelne oder mehrere wasserführende Schichten zu überwinden sind.

Die technisch günstigste Methode stellt das Gefrierverfahren dar. Aber der notwen­ dige große Umfang der gesamten technischen Apparatur verteuert den Schacht. Hin­ zu kommt, daß in den zu durchteufenden Schichten beim Antreffen von Laugen das normale Gefrierverhalten nicht mehr ausreicht und zum Tiefkälteverfahren überge­ gangen werden muß. Die Erzeugung eines ausreichend mächtigen Frostzylinders beim Einsatz von Chlorkalziumlauge als Kälteträger und der Benutzung von Kohlendioxid (C02), die den Kälteträger entsprechend tief herunterkühlen muß, erhöht die Abteuf­ kosten erheblich. Dabei wird die unangenehmste Schicht des Werragebietes, der Plattendolomit, im. Süden der Lagerstätten erst in Teufen zwischen 400 und 600 m angetroffen. In diesen Teufenlagen bietet das Tiefkälteverfahren zusätzliche Schwie­ rigkeiten, die wiederum nur durch einen weiteren hohen Investitionsaufwand über­ wunden werden können.

Das Zementierverfahren ist dagegen durch den VEB Schachtbau Nordhausen zu einer derartig umfassenden technischen Vervollkommnung entwickelt worden, daß man heute bei sachgemäßer Anwendung dieses Verfahrens eine Garantie für das Gelingen des Abteufens abgeben kann.

Der in den Jahren 1955 bis 1962 abgeteufte Wetterschacht „Marx-Engels I I “ im Süd­ westen des Werragebietes ist unter Schwierigkeiten bis zu einer Endteufe von 830 m heruntergebracht worden. Gerade diese Schwierigkeiten aber wurden mit dem Zemen­ tierverfahren sehr gut überwunden. Aus einem in der Nähe des zukünftigen Schacht­ ansatzpunktes angesetzten Tiefbohrloch war das Profil des zu durchteufenden Ge­ birgskörpers bekannt. Es ist schematisch in Bild 4/2 wiedergegeben. Hauptschwierig­ keiten bildeten die Wasserzuflüsse im Buntsandstein und im Plattendolomit. Diese Schichten wurden mit Tübbingausbau versehen und der Plattendolomit selbst ein­ schließlich der unmittelbar überund unterlagernden Schichten im Zementierver-

Feinsandiaer Loslehm

M ittle re r Buntsandstein

R Pumpenkammer 1

FlJL.1L

Unterer Buntsandstein

j pk umpenkammer M

1

0,0 fl?

 

563.5

m

5,0 m

Unterer BuntSandstein

 

 

 

Bröckelschiefer

 

 

 

 

587.0

m

 

Obere Zechsteinletten

 

 

 

610.0

m

 

Plattendolomit

 

 

 

Untere Zechsteinletten

631,2

m

-2 5 1 ,2 m

 

 

 

648.0

m

-2 6 0 ,Om

Anhydrrtisches Tongestein

660.0

m

 

Anhydrit

 

666.0

m

 

-Braunroter Ton

 

 

 

 

lm ittlerer Satzzechstein)

682.0

m

 

~ir

Oberes Werrasteinsalz

 

 

— ßrobspätiaes Steinsalz-------------------

743f l

m

 

 

746,0

m

 

Weißgraues, klein-

 

 

 

k ris ta ll. Steinsalz

 

 

— H a rts a lz ----------------------------------------------

778f l

m

-4 5 7 ,0 m

 

780,5

m

 

M ittleres Werrasteinsalz

 

 

 

ßraugelbliches, verschieden-

617.0

m

-563,5 m

körnlaes Steinsalz

830.0

m

 

Schachtsumpf

Bild 4/2. Schomatlschos Profil dos Vorbohrlochos mit Lage der Pumponkammorn für Schacht II „M arxEngols“

fahren durchteuft. Zwei Pumpenkammern mit einer installierten Leistung von je 4 X 200 m3/h in den Teufen von 250 m und 450 m waren als Sicherung gegen unver­ mutete Wassereinbrüche notwendig.

Tabelle 2. Zusammenstellung der durchgeführten Bohrungen der ersten Zementations­ periode von 581 m aus (Ausschnitt) am Loch 2 A

Rich­

Datum

Bohr­

Teufe

Wasser­

Druck

Verpr.

Port­

Yer-

loch­

land­

preß-

tung

 

 

länge

 

zufluß

[atü]

Druck

zement

zeit

 

 

 

[m]

[m]

[1/min]

[atü]

[kg]

[min]

10° R

26.

5.

25,0

606,0

_

_

70

100

_

10° R

25.

8.

27,6

608,6

50

100

1000

30

10° R

28.

9.

31,6

612,6

200

60

140

250

21

10° R

8.

10.

29,9

610,9

350

60

140

600

165

10° R

15.

10.

34,0

615,0

1000

60

98

600

29

16° R

29.

7.

25,7

606,7

2800

60

86

9000

60

16° R

3.

9.

35,6

616,6

400

60

86

400

24

16° R

9.

9.

35,0

616,0

300

60

90

500

15

16° R

14.

9.

28,5

609,5

40

85

500

25

16° R

20.

9.

32,3

613,3

150

60

130

75

60

Bild 4/3. Stalilbodcn zum Zementieren des Plattcndolomltcs, Maßstab 1:100

(1) Wandstärke des Bodens mit Flanschen

Die wasserführende Schicht selbst wurde systematisch radial durch einen besonders konstruierten Stahlboden abgebohrt und mit Zementmilch verpreßt. Die einzelnen Bohrlöcher sind im Schema in Bild 4/3 wiedergegeben. Jedes Bohrloch wurde extra ver­ schlossen und so lange mit Zementmilch verpreßt, bis auch unter erhöhtem Druck keine Suspension mehr aufgenommen wurde. Die längsten Bohrlöcher waren über 40 m lang. Dabei wurde in Absätzen von jeweils etwa 15 m Länge zementiert. Die Verlän­ gerung der Bohrlöcher konnte nur so erfolgen, daß das jeweils versteinte Gebirge er­ neut durchbohrt -wurde.

Die Verschiedenartigkeit des Plattendolomites - auch auf räumlich sehr kleine Ent­ fernungen - geht daraus hervor, daß die einzelnen zementierten Bohrlöcher sehr ver­ schieden hohe Zementmengen aufnahmen. Die Tabelle 2 veranschaulicht in einer Auf­ stellung die verschiedenartige Beschaffenheit des Plattendolomites bei einem einzigen Bohrloch. Insgesamt wurden für das Zementieren des Plattendolomites in „Marx-En­ gels I I “ 4 6 1 Zement benötigt. Die Arbeiten wurden unter strengster Einhaltung aller SicherheitsVorschriften durchgeführt. Der insgesamt 830 m tiefe Schacht erforderte die relativ lange Zeit von 7 Jahren. Mit dem angeführten Beispiel haben die In­ genieure und Schachthauer des VEB Schachtbau Nordhausen eine Pioniertat voll­ bracht. Ihre Erfahrungen konnten inzwischen auch bei mehreren Schächten des Erz­ bergbaues mit ähnlichem Erfolg angewendet werden.

4.3.Anlagen und Einrichtungen über Tage

Vor Beginn des Schachtabteufens muß die zukünftige Aufgabe, die die neue Schacht­ röhre erfüllen muß, bekannt sein. Nach dieser Aufgabe richten sich Art, Umfang und Anzahl der neben dem Schacht und dem Eördermaschinengebäude zu errichtenden

 

Bild 4/4. Ühortageanlagon einer' Kali-Schachtanlago

$

(1) Schachtgebäude mit Schachtröhre, (2) Kaue, (3) Fördermaschine mit Gebäude, (4) Hauptgrubonlüfter, (5) Hauptschaltstation, (0) Tübbing-Stapelplatz mit Kranbahn,

(7) Feuerlöschteich, (8) Werkstätten, (9) Garagen, (10) Parkplatz, (11) Wirtschaftsgebäude, (12) Speisesaal, (13) Heizzentrale, (14) Halde mit Abtoufgebirge

übrigen Tagesanlagen. Die Kaue muß so liegen, daß die Belegschaft keinen zu weiten Anmarschweg zum Schacht hat. Von der Kaue zum Schacht führt eine geschlossene Brücke. Außer der Kaue ist normalerweise ein Wirtschaftsgebäude mit Küche und Speiseraum erforderlich, dessen Größe sich nach der Belegschaftszahl richtet.

An weiteren Gebäuden ist beim Neuaufschluß einer Lagerstätte zunächst eine ausrei­ chend starke Umspannstation notwendig, die den Bedarf an elektrischer Energie deckt. In ihrer Nähe muß eine zentrale Kompressorenstation vorgesehen werden. Werkstätten für Elektriker, Schlosser und sonstige Betriebshandwerker kommen hinzu. Räume für die Unterbringung und Aufbewahrung des vielgestaltigen, für das Abteufen benötigten Materials sind so anzulegen, daß sie für den späteren Betrieb als Magazin dienen können.

Von Bedeutung ist die Einrichtung eines genügend großen, ebenen Platzes für die übersichtliche Lagerung der Tübbingsegmente, die sehr sorgfältig in ihren einzelnen Ringen so gestapelt werden müssen, wie sie später zum Einbau kommen (die Wand­ stärke der einzelnen Tübbings wächst mit der Teufe). Zum reibungslosen und schnellen Transport ist über dem Tübbinglagerplatz eine Kranbahn anzuordnen. Bei Schächten, die nur einen geringen Tübbingsausbau benötigen, kann diese Aufgabe von einem Autodrehkran übernommen werden. Weiterhin muß von vornherein genügender Platz für das Unterbringen bzw. Verstürzen des gesamten Abteufegebirges vorhanden sein. Dieser Platz sollte nicht zu weit vom Schacht entfernt liegen, um zeitraubende und teure Transportwege zu vermeiden.

Die Standortwahl für den Grubenhauptlüfter muß ebenfalls rechtzeitig geklärt wer­ den. Es wird in manchen Fällen günstig sein, den Lüfter unter Tage anzulegen. Bei einem Bau über Tage in Nähe des Schachtes ist auf die strömungstechnisch günstigste Anlage des Wetterkanals Wert zu legen. Den Hauptlüfter selbst sollte man in Frei­ bauweise ausführen.

Das Bild 4/4 gibt den Grundriß einer modernen Werkanlage wieder, die alle oben ge­ gebenen Hinweise berücksichtigt. Aus dieser Abbildung sind auch die Größenverhält­ nisse der einzelnen notwendigen Tagesanlagen zu ersehen.

4.4.Ausrichtung und Vorrichtung im Kaliund Stcinsalzbcrgbau

Grundsätzlich werden alle die Grubenbaue als Ausrichtungsbaue bezeichnet, mit denen die Lagerstätte bzw. das zu gewinnende Material von über Tage aus zugänglich gemacht wird.

Unter Vorrichtung versteht man die planmäßige Unterteilung der ausgerichteten Lagerstätten mit dem Ziele, den nachfolgenden Abbau durchführen zu können.

Im Kaliund Steinsalzbergbau ergeben sich wegen der geologischen Verhältnisse ge­ wisse Abweichungen von dieser grundsätzlichen Unterscheidung. So werden z. B. im Werragebiet viele Ausrichtungsbaue bereits im Kalilager selbst aufgefahren. Es hat sich deshalb bei der Streckenauffahrung die Gewohnheit herausgebildet, die Unter­ scheidung der Begriffe Ausrichtung und Vorrichtung nach der Lebensdauer der Strekken zu treffen.

Die Ausrichtungsbaue, deren wichtigster die Schachtröhre selbst ist, müssen eine Lebensdauer von Jahrzehnten erreichen. Bei den Vorrichtungsbauen, die in erster Linie der Vorbereitung des nachfolgenden Abbaues dienen, genügt normalerweise eine Lebensdauer von wenigen Jahren. In mehreren Gruben kommt es vor, daß Gruben­ baue, die ursprünglich zur Vorrichtung gehörten, beim sogenannten Feldwärtsbau, d. h. beim Abbau in der Richtung vom Schacht zu den Feldesgrenzen, später als

Hauptförderstrecken in entferntere Feldesteile verlängert werden. Sie zählen dadurch nachträglich als Grubenbaue mit langer Lebensdauer zur Ausrichtung.

Die in 3.3. erläuterte geologische Erkundung ist eine weitere wichtige Form der Streckenauffahrung. Bei positivem Ergebnis dieser Arbeiten sind die Erkundungs­ strecken als spätere Ausrichtungsbaue zu bezeichnen.

Zur genaueren Unterscheidung sollen die einzelnen Begriffe nochmals gegenübergestellt werden.

Folgende Grubenbaue zählen zur Ausrichtung:

Sämtliche Schächte, Blindschächte und Aufhauen,

Hauptförderstrecken,

Richtstrecken,

Füllörter.

Zur Vorrichtung zählen:

Abteilungsförderstrecken,

Wetterstrecken,

Spülstrecken.

Als dritte Art der bergmännischen Auffahrung müssen di%Hilfsbaue genannt werden. Hierzu gehören:

Maschinenräume,

Pumpenkammern,

Reparaturwerkstätten,

Sprengstoffmagazine,

Trafostationen usw.

Diese Hilfsbaue zählen nicht zur eigentlichen Streckenauffahrung. Sie sind aber not­ wendig, um den Gewinnungsund Förderbetrieb in der Grube zu ermöglichen. Das Auffahren der Hilfsbaue erfordert großes bergmännisches Geschick. Für diese Arbei­ ten werden nur erfahrene Hauer eingesetzt.

4.4.1.Verhältnis zwischen der Ausund Vorrichtung und dem Abbau im Kaliund Steinsalzbergbau

Der Abbau von Kaliund Steinsalz zeigt gegenüber anderen Bergbauzweigen mehrere Besonderheiten, die schon bei der Ausund Vorrichtung berücksichtigt werden müssen.

Der jeweilige Stand der Ausund Vorrichtungsarbeiten einer Salzgrube beeinflußt den gesamten Betrieb entscheidend für den gegenwärtigen Zeitpunkt und für die nachfolgenden Jahre. Die Ausund Vorrichtung muß deshalb dem nachfolgenden Abbau um mindestens 5 Jahre vorauseilen.

Die Festlegung des Verhältnisses zwischen Ausund Vorrichtung einerseits und Ab­ bau andererseits wird hauptsächlich bestimmt von der jeweiligen Förderhöhe des Grubenbetriebes. Dabei kommt es aber nicht nur auf die Menge an. Beim richtigen Zuschnitt der Grube, d. h. beim zeitlich richtigen Aufeinanderfolgen von Strecken­ auffahrung und Abbau, muß vielmehr auch die qualitätsmäßige Zusammensetzung des Kalirohsalzes berücksichtigt werden. Die kontinuierliche Förderung eines Roh­ salzes gleichbleibender Qualität und Zusammensetzung ist Voraussetzung für einen einwandfreien und ökonomisch günstigen Betrieb der Chlorkaliumfabrik.

Da sich in fast allen Kaligruben die Qualität des anstehenden Salzes schon innerhalb eng begrenzter Lagerstättenteile stark ändert und auch die Mächtigkeit des Lagers

und die Zusammensetzung der Mineralkomponenten wechseln, muß eine weit voraus­ eilende Ausund Vorrichtung den nachfolgenden Abbau möglichst gegen alle stö­ renden Einflüsse sichern. Schwierigkeiten können auch durch das unvermutete An­ fahren von Vertaubungen oder durch plötzliches Auftreten von Gasausbrüchen ver­ ursacht werden.

Für die Leitung eines Grubenbetriebes ergibt sich daher als wichtigste Aufgabe die planmäßig und systematisch durchgeführte Streckenauffahrung. Die Perspektiv­ pläne unserer Kaliund Steinsalzwerke erstrecken sich auf den Zeitraum von mehre­ ren Jahrzehnten. Diese Pläne dürfen nicht auf bloße Vermutungen aufgebaut werden. Es muß vielmehr das Ziel sein, mit Hilfe der Ausund Vorrichtung die Kenntnis der Rohsalzvorräte eines Grubenbetriebes von Jahr zu Jahr systematisch zu erweitern. Ein gut geleiteter Grubenbetrieb besitzt eine Ausund Vorrichtung, deren Stand dem nachfolgenden Abbau um mindestens 5 Jahre vorauseilt.

Der notwendige Bedarf eines Grubenbetriebes an Streckenmetern steht in einem be­ stimmten Verhältnis zur Fördermenge. Ein mittlerer Betrieb z. B. benötigt etwa 5 m Vortrieb auf 1000 Tonnen Tagesförderung oder bei 5000 Tonnen täglicher Förderung 25 m Streckenauffahrung je Tag!

Eine weitere Besonderheit des Salzbergbaues innerhalb der Streckenauffahrung ist das Zweistreckensystem. In Gruben mit ungleichmäßiger und unübersichtlicher A b­ lagerung des Kalisalzes ist man vielfach dazu übergegangen, die Hauptförderstrecken in das liegende Steinsalz zu verlegen. Das Lager selbst wird durch die Abbaustrecken erschlossen. Förderund Abbaustrecken werden in bestimmten Abständen durch Rollöcher und Blindschächte verbunden (Bild 8/10, S. 136).

Dieses Zweistreckensystem ist kostspielig und verlangt gegenüber der normalen Auf­ fahrung die doppelte Anzahl qualifizierter Streckenhauer. Das zeitliche Verhältnis zwischen Streckenauffahrung und Abbau wird also ungünstiger. Bei Grubenbetrie­ ben mit flächenmäßig großer Ausdehnung sollte man aber auch bei nicht zu starken Schwankungen des Lagerhorizontes versuchen, die Hauptförderstrecken in das Lie­ gende zu verlegen. Durch diese Maßnahme wird ein nahezu störungsfreier Verlauf der Förderung in den söhligen Hauptstrecken ermöglicht. Außerdem sind die im liegenden Steinsalz stehenden Strecken den unmittelbaren Auswirkungen des Abbaudruckes entzogen, und die Ausrüstungen der Hauptstrecken im Liegenden (Kabel, Schienen, Bandanlagen) sind bei Gasausbrüchen vor Zerstörungen geschützt. Auch bei Gebirgsschlägen (vgl. Kap. 5) bleiben diese Strecken meist unverletzt.

Eine weitere Besonderheit der Ausund Vorrichtung im Kaliund Steinsalzbergbau ist von großer Bedeutung für die Grubensicherheit.

Es kommt in anderen Bergbauzweigen vielfach vor, daß man aus Gründen der Wetter­ führung oder des Mannschaftstransportes benachbarte Grubenfelder miteinander durchschlägig macht. Der Salzbergbau muß darauf verzichten. Ohne Not verbindet kein Kalibergmann benachbarte Grubengebäude /miteinander, da beim Ersaufen des einen die Rettung des anderen kaum möglich ist.

Ein Durchschlag benachbarter Grubenfelder ist ohne zwingende Gründe nicht vertretbar.

(Ausführliche Ausführung über die bergmännische Durchführung der Streckenauf­ fahrung s. Kap. 6 „Gewinnung“ .)

Beim Abteufen von Schächten in Kaliund Salzlagerstätten ist besonders auf das Vor­ handensein wasserführender Schichten zu achten. Bevorzugt werden daher das Gefrier-, das Tiefkälteund das Zementierverfahren. Mit Rücksicht auf die vielfältigen A uf­ gaben, die die Schächte zu erfüllen haben, müssen sie bei Neuanlagen einen lichten