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SCHLUSSBETRACHTUNG

Die spezifische Entwicklung der philosophischen und sozialwissenschaftlichen Tradition in Russland zeigt eine gewisse Rückständigkeit gegenüber den westlichen Ansätzen auf – z.B. im Bereich der Methodologie. (Ein großer russischer Denker der letzten Generation, Vladimir Bibichin, hat einmal gesagt, dass die Ideen der westlichen Philosophen nach Russland mit der „Verspätung von einer Generation“ kommen.) Deshalb wird die „Theorie des kommunikativen Handelns“ von Habermas eine zweite Welle des Interesses in den breiten Kreisen der russischen wissenschaftlichen Öffentlichkeit erfahren können (obgleich einige russische Autoren diesen Text schon gründlich studiert und zitiert haben). Das ist vor allem mit der Notwendigkeit der Entwicklung der realen kommunikativen Praxis in der russischen bürgerlichen Gesellschaft verbunden, einer Praxis, die eine Vermittlungsfunktion zwischen der bürokratischen und der oligarchischkapitalistischen Elite einerseits und allen anderen Bürgern andererseits üben werden; mit der Notwendigkeit der Genesis eines echten demokratischen Rechtstaates aufgrund der Tätigkeit der kommunikativen Öffentlichkeit, die die Ziele der gesellschaftlichen Entwicklung ausarbeiten und neue Perspektiven (als nur ein „Rohstoffstaat“ zu sein) finden kann.

Wenn wir die heutige Situation unparteiisch analysieren, können wir zu dem Schluss kommen, dass die russische (wie auch die Welt-)Gesellschaft vor ernsthaften Veränderungen im sozial-ökonomischen und politischen Bereich steht – weil sich die Krise des globalen kapitalistischen Systems entfaltet, dessen Teil Russland in den letzten zwei Jahrzehnten geworden ist, werden die bevorstehenden Transformationsprozesse auch hierher kommen. Es können zwei alternative Varianten einer solchen Transformation entstehen: entweder durch den Einsatz von Zwangsmitteln seitens der regierenden Klassen und gewalttätige Gegenaktionen der restlichen Bevölkerung, oder durch die Entwicklung der mannigfaltigen diskursiven Praktiken mit dem für sie charakteristischen „Zwang des besseren Arguments“ (Habermas). Die Gefahr des ersten Weges ist unter den Bedingungen der extremen Verletzbarkeit der heutigen technischen Zivilisation offensichtlich, daraus folgt aber noch nicht die Unvermeidlichkeit der zweiten Entwicklungsvariante: Sie ist nur als Ergebnis von schöpferischen Anstrengungen der Vertreter der Öffentlichkeit möglich, die auf diese Weise beginnen, zur Überlebenssicherung der russischen Gesellschaft durch Bannung destruktiver und (für konkrete Personen) selbstzerstörerischer Tendenzen beizutragen.

Betrachten wir aber ein Problem, das letzteres (d.h. die Verbreitung der echten diskursiven Praktiken in Russland) dialektisch ergänzt: Welche Ergebnisse haben wir dank der Einbeziehung der russischen philosophischen

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und geisteswissenschaftlichen Tradition in die Diskussionen über die kommunikative Vernunft erhalten? Wir sehen diese in den Änderungen des Begreifens der Vernunft im Ganzen, in der Möglichkeit der Bereicherung der Idee der Intersubjektivität um eine andere Interpretation, aufgrund der Antizipation der neuen Form der Subjektivität selbst. Worin besteht die Idee der Intersubjektivität überhaupt? In der Einsicht, dass die Quellen meines Bewusstseins in der Gemeinschaft mit anderen selbstbewussten Wesen liegen, mit denen ich in verschiedenartigen kommunikativen Zusammenhängen stehe. Das führt zur Bildung eines „dezentrierten Weltverständnisses” im Bewusstsein jedes Diskursteilnehmers: Ich erkenne mich als das „Alter Ego des Alter Egos“, und eine derartige intellektuelle Erfahrung hat auch mein Gegenüber. Andererseits bereichert jedes Subjekt die Intersubjektivität mindestens so, dass das Ich den Inhalt der gemeinsamen kommunikativen Praktiken und des in ihnen erlangten Einverständnisses auf seiner Weise versteht: In jedem Konsens ist ein Moment der Uneinigkeit verborgen, das andere Versuche von Verständigung stimuliert.

Dieses Modell setzt die relative Unabhängigkeit eines jeden Kommunikationsteilnehmers von allen anderen voraus: Kein Subjekt verfügt über ein systematisches Begreifen der inneren Welt seines Gegenübers und neigt dementsprechend dazu, die eigene Gedanken und Urteile auf den Anderen zu projizieren (Subjekte überwinden diese Neigung im Diskurs durch die mühsame Bildung der Einstellung der Toleranz und der Offenheit). Russische Denker stellen dieses Verständnis über die Unmöglichkeit tiefer „vorvernünftiger” Zusammenhänge zwischen den Diskursteilnehmern in Frage: Wenn aber diese Zusammenhänge möglich sind, dann sprengen sie den engen Rahmen der „individuellen“ Subjektivität. Im Übrigen ist es eines der zentralen Probleme für den Rationalismus überhaupt: In welchen Beziehungen stehen das „transzendentale“ und das „empirische“ Ich zueinander? Wer ist der Träger eines solchen „Ich“, der sich im Prozess des Denkens durch die Überwindung aller seiner raum-zeitlichen Begrenzungen und durch die Konzentration seines Bewusstseins wie auf einen Punkt in seinem Sein vergewissert? Können viele Menschen, die eine Gemeinschaft bilden, diese Subjektivität durch das gemeinsame Denken synchron bilden, fragen wir mit den russischen Denkern? Wenn ja, dann hat jeder von ihnen solche geistige Erfahrungen, welche Michail Bachtin sie in seinem Buch über den Karneval beschrieben hat – die Überwindung der Todesängste und die Wahrnehmung von sich selbst wie von einer Zelle des kollektiven Organismus, in dem eine ständige Erneuerung vorangeht; oder ein Erlebnis der gegenseitigen Liebe als Agape, wie sie Vladimir Solowjöw beschrieben hat: Jedes vernünftige Wesen findet eine Energie der progressiven Veränderungen in der Welt und erfährt so eine Resonanz seiner Bemühungen mit dem Prozess des kreativen Anwachsens der neuen Formen des Seins (anstatt des objektivistisch-pragmatischen Verhaltens in

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der Welt als in der Summe der Ressourcen, die man für die Befriedigung leiblicher Bedürfnisse zum Nutzen der wissenschaftlich-technischen „Risikogesellschaft“ ausschöpfen kann – dann erfährt ein solches Subjekt nur die Feindseligkeit der Welt, wie schon Adorno und Horkheimer gezeigt haben). Das kann sogar zur Transformation der menschlichen Tätigkeit in der äußeren Welt selbst führen: Neben dem materiellen Aspekt des Produzierens der immer komplizierteren technischen Erzeugnisse und Mechanismen wird sich der geistige Aspekt der Entwicklung der tiefen (heute scheinbar „schlafenden“) psychischen Fähigkeiten des Menschen allmählich entfalten, die es ihm erlauben, mit weiteren neuen Formen der Vernunft in der Welt in Kontakt zu treten, und die Welt nicht durch Eingriffe in sie mit Mechanismen, sondern durch die Entwicklung und Vermehrung dieser Formen zu vervollkommnen. Mit anderen Worten, das russische Denken enthält die Vorwegnahme einer anderen

– nicht technokratischen, sondern organischen – Zivilisation in sich, die auch eine andere Form der Subjektivität voraussetzt. Genau diese intellektuelle Einstellung der russischen Denker ist im sprachlichen Bewusstsein verwurzelt, weil die Zusammenhänge zwischen den drei von Habermas hervorgehobenen Welten – äußere Welt, Gesellschaft und innere Welt des Sprechers – in der russischen Sprache etwas anders fixiert sind als in den germanischen Sprachen. Deshalb ist der Inhalt dieser Welten im Russischen nicht durch undurchdringliche Schranken getrennt, sondern geht von einer Welt in die andere (natürlich bestimmten Regeln folgend) über.

Hier liegt aber ein wichtiges Problem: die nicht deutlichen Loslösung des individuellen Bewusstseins aus dem kollektiven (und der dafür ungenügenden sozialen Voraussetzungen). Deshalb hat die russische Gesellschaft viele Merkmale der „staatlich-organisierten“ Gesellschaft, die Habermas als die vormoderne charakterisiert hat. Das führt zu anderen, von den westlichen verschiedenen, Formen der Kolonisierung der russischen Lebenswelt durch das System und zur Verbreitung des kommunalen Handelns, wie es von Alexander Sinowjew glänzend beschrieben ist. Dabei hat sich die nach dem Zerfall des Sozialismus eingespielte Situation in der globalen Übergesellschaft als eine zur Konservierung dieser Formen beitragend erwiesen. Die staatliche Bürokratie Russlands bleibt in der Abhängigkeit von den refeudalisierten Eliten der Übergesellschaft. Die kommunikative Öffentlichkeit hat nur begrenzte Möglichkeiten, kollektive Ziele der gesellschaftlichen Entwicklung selbständig auszuarbeiten, und die politische Leitung – die Erreichung dieser Ziele zu sichern. Das Potential der russischen kommunikativen Vernunft ist unterentwickelt. Die kommunikativen Prozesse nehmen verzerrte Formen an, Ideale, z.B. das der Liebe und der organischen Zivilisation, erweisen sich als abstrakt und problematisch (in dem Sinn, dass es zweifelhaft ist, ob sie eine vernünftige Grundlage haben oder nur Mythologeme sind, die einen realen Zustand des russischen soziokulturellen Systems maskieren).

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In der vorliegenden Monographie soll dieses Problem nur angekündigt werden, auf seine reale Lösung müssen wir noch warten. Dann werden auch andere Fragen ihre Antworten finden: Die Möglichkeit des anderen (im Vergleich zum „westlichen”) Modernisierungsmodells in Russland, die unsere Vorstellungen über diesen Prozess im Weltmaßstab bereichern, und das andere (im Vergleich zum „westlichen”) Modell der kommunikativen Rationalisierung der Lebenswelt aufgrund der sprachlichen Erfahrung der russischen Subjekte betreffend. Philosophie kann die Antworten auf diese Fragen nicht bestimmen, sie kann nur ein „Platzhalter“ (Habermas) für zukünftige sozialwissenschaftliche Theorien mit starken universalistischen Ansprüchen sein. Hier eröffnet sich ein neuer Raum für Diskussionen, die nicht nur die russische Denktradition bereichern und sie von ihrer Verschlossenheit und relativen Provinzialität befreien, sondern auch der deutschen Tradition helfen können, die für sie bedeutenden Probleme anders zu stellen und zu lösen.

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51.Sorokin, Pitirim (1954): The Ways and Power of Love. – Boston: Beacon Press, 1954.

52.Sorokin, Pitirim (1958): Integralism is my philosophy. In: Sorokin, Pitirim. This is my philosophy. – London, 1958. – P. 180–189.

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58.Zenkovskij, Vasilij (1955). A History of Russian Philosophy. – London, 1955. (Translated from Russian)

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ANLAGE

Gutachten

des Direktors des Instituts für Sozialforschung

an der J.W. Goethe-Universität Prof. Dr. Axel Honneth zur Monographie „Die kommunikative Theorie der Vernunft von Jürgen Habermas und ihre russische Kontextualisierung“

In der vorgelegten Monographie macht der Autor den Versuch, die Hauptbegriffe der kommunikativen Theorie der Vernunft von Jürgen Habermas anhand des methodologischen Ansatzes von Hegel darzulegen; danach stellt die kommunikative Vernunft die konkrete Totalität dar, in der Differenzierungen als unabdingbare Momente einbegriffen sind. Mit Hilfe dieser interessanten Idee gelingt es dem Autor, die Existenz der drei Formen der kommunikativen Vernunft (kognitiv-instrumentell, moralisch-praktisch und ästhetisch-expressiv) im Sinne von Habermas zu erläutern, deren jeweilige Form von Vernunft zu bestimmen und die jeweiligen Übergangsarten und weisen zwischen ihnen zu umreißen, dank derer sich die kommunikative Vernunft in ihrer Ganzheit erhalten können soll. Dieser methodologische Ansatz erlaubt es, die Theorie von Jürgen Habermas in ihrem System darzulegen und die Möglichkeit ihrer schöpferischen Fortsetzung durch die immanente Kritik ihrer Grundlagen zu begründen.

Dieser Gedanke bildet das Fundament für den methodischen Übergang zum zweiten Kapitel, in der der Autor die russische philosophische und soziologische Tradition einbezieht, um drei Hauptprobleme der Theorie zu behandeln: das Problem der Zusammenhänge zwischen Geltungsansprüchen von Sprechakten, das Problem der Perspektiven der kommunikativen Rationalisierung der Lebenswelt und schließlich das Problem des Zusammenhangs zwischen System und Lebenswelt in der Moderne. Im Durchgang durch diese drei Problembereiche wird die kritische Theorie von Habermas Schrit für Schritt um neue Inhalte bereichert. Dementsprechend gelingt es Herrn Shachin, deutlich zu machen, inwiefern die russische Tradition der Philosophie und die Frankfurter Schule der Gegenwart wechselseitig aufeinander bezogen sind und sich wechselseitig zu befruchten vermögen. In diesem Ertrag ist sicherlich die zentrale Leistung der Untersuchungen von Sviatoslav Shachin zu sehen.

Meine äußerst positiven Eindrücke sollten es erlauben, zu einer Befürwortung des Planes einer Publikation der Studie von Herrn Shachin „Kommunikative Theorie der Vernunft von Jürgen Habermas und ihre russische Kontextualisierung“ im Verlag der Murmansker Staatlichen Humanitären Universität zu gelangen.

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Unterschrift: Axel Honneth

Ein Brief von Jürgen Habermas

DR. Sviatoslav Shachin

Staatliche Universität Murmansk

Starnberg, 218 Ноябрь, 2014

Lieber Herr Shachin,

Haben Sie vielen Dank für die Zusendung Ihres jüngsten Buchprojektes, das ich mit Interesse gelesen habe. Mich beeindruckt wiederum, wie genau und tiefgehend Sie sich mit meinen Arbeiten beschäftigt haben und in die Details und den Aufbau der Theorie des kommunikativen Handelns eingedrungen sind. In Russland gehören Sie sicher zu den vorzüglichsten Kennern meiner Theorie.

Andererseits bitte ich Sie um Verständnis dafür, dass ich Ihre dankenswerte konstruktive Anstrengung, diese Theorie im russischen Kontext, insbesondere in Beziehung zu der bedeutenden russischen Kollegen Pitirim Sorokin und Alexander Sinowjew zu lokalisieren, nicht wirklich beurteilen kann. Ich muss gestehen, dass ich bedauerlicherweise diese Autoren zu wenig kenne.

Nach meinem Eindruck wählen Sie aber den richtigen Weg. Ich betrachte es als Aufgabe Ihrer Generation, die zeitgenössische westliche Philosophie und Gesellschaftstheorie nicht nur in Russland präsent zu machen, sondern mit den russischen Traditionen ins Gespräch zu bringen.

Ich habe die Hoffnung, dass Ihr neues Buch bald erscheinen wird, und wünsche Ihnen für Ihre weiteren Forschungen alles Gute

Ihr

Jürgen Habermas, Professor em. für Philosophie (Goethe Universität

Frankfurt/M.)

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